Warum eigentlich Zughundesport?

Immer mehr Hundeliebhaber haben ihr Herz für die größeren Hunderassen entdeckt. Aber – was tun mit dem Hund? Die meisten Hunde sind heute reine Familien-Begleithunde, die keine besonderen Aufgaben erfüllen müssen – und das ist oftmals sehr langweilig! Wachhunde, die nichts mehr zu bewachen haben; Hütehunde, die keine Herde haben oder Jagdhunde, die nicht mit auf die Jagd dürfen…Aber es gibt (nicht nur) eine Lösung!

Zahlreiche Hundeschulen oder Vereine bieten heute neben den klassischen Erziehungskursen weitere Sport- und Beschäftigungsangebote an. Nicht alle Angebote sind auch für große Hunde geeignet. Schnelle Sportarten wie Flyball, Agility oder Frisbee, bei denen viele Sprünge verlangt werden, sind für große Hunde zu gefährlich, da sie oft zu schwer sind und dadurch eine hohe Verletzungsgefahr besteht. Selbst unter den leichteren Hunden gibt es einige Vierbeiner, die bei diesen schnellen Sportarten so gestresst sind, dass statt Auslastung und Freude eher das Gegenteil erreicht wird.

Wie wäre es also mit Zugarbeit?

Die Zugarbeit ist keine neue Sportart. Nicht selten sind große Hunde bis zum letzten Jahrhundert neben ihren eigentlichen Wach-, Hüte- oder Jagdaufgaben dazu gebraucht und gezüchtet worden, Lasten zu ziehen oder Personen zu befördern. Dieses Talent zum Ziehen hat sich bis heute bei den dafür geeigneten Hunden erhalten und so haben wir die Chance, diese Anlagen zu fördern und unseren vierbeinigen Begleitern eine artgerechte Aufgabe und Abwechslung neben anderen Aktivitäten zu bieten. Vielen Hunden liegt die Zugarbeit einfach im Blut. Und die Anleinpflicht ist mit einem Hund im Geschirr ganz nebenbei auch noch erfüllt. Spaziergänger, Kinder, Jogger, Radfahrer, selbst eher ängstliche Menschen, die man unterwegs trifft, reagieren überwiegend positiv und neugierig auf die Gespanne.

Zughundesport, nur etwas für Huskys und Co?

Denkt man an Zughunde, so fallen einem zuerst die Schlittenhundegespanne ein, die, gezogen von Huskys oder anderen nordischen Hunden, durch tiefen Schnee und einsame Wälder preschen. Fast jeder kennt auch die Schlittenhunderennen, die in der Wintersaison in Alaska, Kanada, Skandinavien, aber vermehrt auch in unseren Breitengraden stattfinden. Aber: So schön diese Gespanne anzusehen sind, Hunderennsport, beziehungsweise Schlittenhundesport mit großen Hundeteams ist Hochleistungssport. Selbst wer davon träumt, solch ein großes Gespann zu besitzen, wird sich diesen Traum kaum erfüllen können. Wer hat schon die Möglichkeiten dafür, ein großes Rudel Hunde zu halten? Viel Platz, viel Zeit und auch nicht wenig Geld sind vonnöten. Darüber hinaus sind das Versorgen der Hunde, Vorbereitungen und Training - um nur ein paar Aufgaben zu nennen - ein ganzjähriger Vollzeitjob! Aber den Zughundesport für sich zu entdecken und auszuüben, das muss kein Traum bleiben. Bereits mit einem Hund ist die Zugarbeit möglich.

Weitgehend unbekannt ist auch, dass neben den klassischen Schlittenhunderassen zahlreiche der heute beliebten Rassen früher speziell zur Zugarbeit vor dem Wagen gezüchtet und genutzt wurden. Die Zughunde dienten vielen Menschen als Pferdersatz. Reine Begleithunde gab es so gut wie gar nicht. Vor allem große und kräftige Hunde leisteten in der Vergangenheit neben ihrer eigentlichen Aufgabe als Wach- und Hütehunde zusätzlich Zugarbeit und halfen damit der Familie, das Einkommen zu sichern. Auf historischen Bildern sieht man deshalb häufig Hunde im Zuggeschirr vor einem Wagen. Aber nicht nur den Schlittenhunden, sondern auch vielen anderen Hunden liegt die Zugarbeit im Blut. Quer durch alle größeren Hunderassen und deren Mischlinge finden sich reichlich Zugtalente.

Definition Zughundesport

Unter dem Begriff Zughundesport sind heute alle Zughundesportarten, deren Ursprung im Wagenziehen oder im Schlittenhundesport liegen, zusammengefasst. Es ist unerheblich, ob ein oder mehrere Hunde etwas ziehen oder in welchem Tempo die Zugarbeit verrichtet wird. Auch die Hunderasse spielt eine untergeordnete Rolle, allein der Lauf- und Arbeitswille der Hunde ist entscheidend. Durch den Zughundesport bieten sich vielseitige Möglichkeiten und Varianten der aktiven Freizeitbeschäftigung. Eine große Auswahl an neuen, modernen Gefährten, die extra für den Zughundesport entwickelt wurden, bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Je nach Geschmack und Geldbeutel stehen verschiedene zwei-, drei- oder vierrädrige Gefährte zur Verfügung. Und natürlich gibt es nach wie vor die klassischen Schlitten und Hundewagen. Von gemütlicher bis sportlicher Freizeitbeschäftigung ist also alles möglich! Wer Wettkampfambitionen hegt, der kann sogar an Turnieren oder Rennen teilnehmen.

Faszination Zughundesport

Alle Zugsportvarianten haben eines gemein: In der intensiven Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund wird das gegenseitige Vertrauensverhältnis stark gefördert. Die Hunde müssen sich auf ihre Menschen verlassen können und wir Menschen müssen lernen, unseren Hunden Vertrauen entgegenzubringen. Im Bollerwagen vertrauen wir unseren Hunden nicht nur unser Gepäck, sondern sogar unsere Kinder an. Dafür übernehmen wir Menschen die Verantwortung für unsere Hunde - sie nicht zu überfordern und sie zu schützen, das ist unsere Aufgabe! Abgesehen vom Bollerwagen können normale Familienhunde vor den schnellen Gefährten in Sprintphasen zeitweise Geschwindigkeiten von über 25 Stundenkilometer erreichen. Auch das setzt beiderseitiges Vertrauen voraus.

Findet ein Hund auch nach sorgfältiger Ausbildung keinen Spaß an der Zugarbeit, ist es kaum möglich, ihn zum Ziehen zu zwingen! Er wird es einfach nicht machen! Aber keine Sorge: Die meisten Hunde, haben sie einmal Geschmack an der Zugarbeit gefunden, müssen eher gebremst und zum langsameren Laufen ermahnt, als angetrieben werden und sind hernach herrlich ausgelastet und zufrieden.